Kreislaufwirtschaft:
Wenn Abfall zur Ressource wird
Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind wegweisend für den nötigen Paradigmenwechsel im Bereich nachhaltiges Abfallmanagement. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch jedes Unternehmen, das sich seiner ökologischen Verantwortung stellen.
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Die Welt hat ein gewaltiges Müllproblem. Jahrzehnte der Wegwerfgesellschaft hinterlassen ihre Spuren – verschmutzte Weltmeere, Mikroplastik im Essen, wachsende Müllberg. Besonders Unternehmen stehen heute in der Verantwortung, die Schritte hin zum zukunftsorientierten Wirtschaften konsequent zu gehen. Dabei ist die nachhaltige Verwertung von Abfällen, die im Gewerbe anfallen, zentral. Wir stehen vor einem wichtigen Paradigmenwechsel von der bisherigen linearen Wirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Und es gibt viel zu tun:
Da sind die immensen Herausforderungen der Umweltverschmutzung. Laut Plastikatlas der Heinrich Böll Stiftung und des BUND fielen im Jahr 2017 in Deutschland 5,2 Millionen Tonnen allein an Kunststoffabfällen an – und nur 15,6 % davon wurden wiederverwendet, was deutlich macht, wie die Realität im Bereich Recycling hierzulande aussieht. Zeitgleich sind wir mit dem Fakt konfrontiert, dass die Rohstoffe unserer Erde zunehmend knapper werden. Der Earth Overshoot Day fiel im letzten Jahr auf den 29. Juli. An diesem Tag hatte die Weltbevölkerung bereits alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann.
Für eine lebenswerte Zukunft ist es höchste Zeit, Ökologie und Ökonomie konsequent zusammen zu denken! Dazu müssen wir von der bestehenden Take-Make-Waste-Strukturhin zur echten Kreislaufwirtschaft kommen. Aber wie?
Zero Waste im Unternehmen: Der beste Müll ist kein Müll
Zero Waste ist in aller Munde, und gerade Verbraucher:innen hinterfragen immer häufiger ihre Konsumgewohnheiten. Im Unternehmen ist Zero Waste ein bedeutender Aspekt zukunftsorientierten Wirtschaftens – kein Müll ist der beste Müll. Denn Abfälle beeinflussen auf verschiedene Weise und in großem Maße Klima und Umwelt.
Wer Zero Waste im Unternehmen ernst nimmt, versucht im Rahmen der Geschäfts- oder Produktionsprozesse keinerlei Restabfälle mehr entstehen zu lassen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die optimale Getrennthaltung der Abfälle, damit sortenreiner Fraktionen im Stoffkreislauf weiter zirkulieren können. Die Pflichten zur nachhaltigen Entsorgung und effizienten Verwertung von Abfällen ist u. a. in der Gewerbeabfallverordnung verankert. Ein externer Abfallbeauftragter kann Unternehmen ggf. dabei unterstützen, die nötigen Dokumentationen und Nachweise zu erbringen, um das Abfallmanagement transparent und rechtssicher zu gestalten.
Abfälle im Produktionsprozess möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen, ist ein wichtiges Ziel der Kreislaufwirtschaft, die einen systemischen Ansatz verfolgt, um Stoffkreisläufe zu schließen.
Kreislaufwirtschaft: Abfall oder Ressource?
Kreislaufwirtschaft wird vom Europäischen Parlament definiert als „ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden.“ Ziel ist es, den Lebenszyklus von Stoffen so lange wie möglich auszuweiten, hierdurch vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen und Abfälle zu vermeiden. Getreu dem Leitsatz Reuse, Reduse, Recycle werden Emissionen eingespart, was die CO2-Bilanz von Unternehmen messbar verbessert.
Ein zentraler Punkt ist es dabei, den sogenannten Abfall, den wir oft als lästiges Problem betrachten, als wertvolle Ressource zu verstehen, also in ein echtes Umdenken zu kommen. Sekundärrohstoffe können und müssen im eigenen Produktionsprozess und/oder in anderen Industrien effizient genutzt werden. Hierdurch kann auch der Einsatz von Primärrohstoffen reduziert werden, die auf unserer Erde endlich sind und immer knapper werden, wie der Earth Overshoot Day verdeutlicht. Die Transformation hin zur kompletten Circular Economy ist noch ein weiter Weg. Doch auch die Politik hat in den letzten Jahren wichtige Impulse gesetzt, die den Weg dafür ebnen sollen.
Der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der EU
Die Europäische Union hat sich das verbindliche Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Hierzu müssen in den kommenden Jahren Emissionen drastisch reduziert werden – die Kreislaufwirtschaf ist ein essenzieller Baustein davon.
Dazu wurde von der Europäischen Kommission im März 2020 der Circular Economy Action Plan (Aktionsplan Kreislaufwirtschaft) veröffentlicht, ein wichtiger Teil des European Green Deal. Der Aktionsplan enthält Vorschläge für eine bessere Kreislaufwirtschaft, darunter …
- die Verringerung des Abfallaufkommens,
- die Förderung des Recyclings von Kunststoffen,
- die Regulierung von Abfallexporten,
- die Einführung einer Plastiksteuer,
- das Ziel, Elektrogeräte nachhaltiger zu gestalten
- oder auch die Entwicklung einer Textilstrategie.
Vorteile der Circular Economy für Unternehmen
Schon viele Unternehmen machen heute wichtige Schritte hin zur Kreislaufwirtschaft, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – doch es müssen noch mehr werden. Jedes Unternehmen ist selbst gefragt, die internen Prozesse zukunftsorientiert zu optimieren. Davon profitieren schlussendlich auch die Unternehmen selbst:
Um das Klimaziel zu erreichen, wurde 2021 außerdem das Paket „Fit for 55“ vorgestellt, das Vorschläge für die konkrete Umsetzung des Grünen Deals enthält, z. B. durch die Anpassung von bestehenden Gesetzen. Damit will die EU den wichtigen Zwischenschritt erreichen, bis 2030 den CO2-Ausstoß um 55 % zu senken.
Denn die Herstellung von Produkten und Entsorgung von Abfällen erzeugen erhebliche Mengen an CO2-Emissionen. Durch clevere Kreislaufwirtschaft werden Klima und Umwelt geschützt und Firmen erfüllen ihrer ökologische Verantwortung. Ressourcen werden außerdem immer knapper. Jetzt umzudenken und auf zukunftsorientierte Prozesse umzustellen, ist eine Investition mit Weitblick. Was viele außerdem nicht wissen: Die nachhaltige Verwertung von Stoffen kann im Unternehmen sogar Kosten reduzieren, indem Einsparungspotenziale offengelegt und Prozesse optimiert werden.
Schlussendlich ist der Schritt von der Wegwerfgesellschaft hin zum WERTschaften, wie es der Bundesverband für Nachhaltige Wirtschaft (BNW) treffend betitelt, unabdingbar für eine lebenswerte Zukunft – nicht nur im Kontext von Unternehmen, sondern für jedes Individuum und für den Planeten. Es ist an der Zeit, Abfall als die wertvolle Ressource zu betrachten, die er ist und Entsorgung neu zu denken.